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Bericht

Die Peter Robert war wieder auf Fahrt!


Am 21.07.06 begann unsere dritte Ostseereise mit der Peter Robert zunächst auf der Straße. Um mehr Zeit auf See zu haben, trailerten wir die PR wieder zur Küste, diesmal auf unserem eigenen Trailer. Weil wir aus Warnemünde keine Antwort wegen unserer Krananfrage bekamen, entschieden wir uns für Rostock, Hohe Düne, als Starthafen, also gleich um die Ecke. Diese neue Marina ist riesengroß, ebenso der Weg zum Klo, also rechtzeitig losgehen! Karoline und Andrea waren in der Nähe und kamen zum Hafen, um uns zu verabschieden.

Am nächsten Tag segeln wir um 9:00 Uhr aus dem Hafen. Der NW-Wind erlaubt leider nicht, einen direkten Kurs nach Gedser zu steuern. Damit wir nicht genau am Knick in das zu querende Verkehrstrennungsgebiet einfahren müssen, machen wir vorher noch einen Schlag und fahren dann zwischen Tonne E69 und E69A rechtwinklig durch das VTG.

Zeitweilig müssen wir Fahrt aus dem Boot nehmen, um einen Frachter passieren zu lassen. Als der Wind auffrischt, nehmen wir den Besan weg, weil er nur noch Ruderdruck aber keine Fahrt mehr erzeugt. Gegen 14:00 erreichen wir den Leuchtturm von Gedser und kreuzen entlang der Küste am Fährhafen vorbei zum Sportboothafen. Dort machen wir um 15:00 fest.

23.07. Unser heutiges Ziel ist Hesnæs. Wir legen um 10:05 ab und segeln aus dem Hafen. Ein vor uns aufgebrochener „Segler“ treibt mit verreckter Maschine in der Ausfahrt herum. Er bräuchte nur seine Fock auszurollen, ist aber hilflos. Wir segeln vorbei, er treibt an die Mole und macht dort fest. Während wir weiter durch das schmale Fahrwasser kreuzen, werden wir eifrig von motorenden Seglern fotografiert. Segelnde Segler scheinen etwas Besonderes zu sein. Als wir am Leuchtturm von Gedser auf 022° abfallen, können wir das Besanstagsegel setzen.

Im weiteren Verlauf schralt der Wind und das BSS steht nicht mehr. Vor Hesnæs müssen wir noch einen Slalom durch die langen Netzreihen absolvieren und machen schließlich um 14:30 in der letzten freien Box neben mehreren Berliner Booten fest.

Am nächsten Tag legen wir um 9:30 Richtung Klintholm ab. Nachdem wir uns von den Fischernetzen freigesegelt haben, setzen wir einen Kurs von 050°. Mit dem BSS können wir teilweise über 7kn erreichen. Eine spätere Kurskontrolle ergibt, dass wir etwas abfallen können, weil die Abdrift kleiner als erwartet ausfällt. Um 12:00 festmachen in Klintholm.

Am 25.07. um 9:30 segeln wir mit der Fock aus dem Hafen von Klintholm. In der Ausfahrt müssen wir die Riemen zur Hilfe nehmen, weil der Wind genau hineinweht. Draußen setzen wir Groß und Besan.

Wir folgen dem Küstenverlauf an den Kreidefelsen vorbei. Um 11:00 ist der Wind fast weg um 20 Minuten später aus NW wieder einzusetzen. Wir können Trelleborg nicht mehr anliegen und entscheiden uns für Rødvig. Weitere 20 Minuten später kommt der Wind wieder aus Westen und wir nehmen den alten Kurs wieder auf. Vermutlich entstand dieses Phänomen durch die Abdeckung der Kreidefelsen.

Als später der Wind abnimmt, tauschen wir die Fock 2 gegen die Genua, machen aber trotzdem nur 3,5 kn. Als der Wind weiter abnimmt und wir mit schlagenden Segeln im Seegang herumdümpeln, rüsten wir auf Außenborder um, um vor der Dunkelheit im Hafen zu sein. Um 17:45 machen wir in Skåre, westlich von Trelleborg fest. Der nächste Tag wurde im Hafen verbracht, weil Jochens Frau Christina und seine kleinen Söhne mit dem Auto aus Berlin zu uns stoßen.

27.07. Wir segeln um 11:40 aus dem Hafen von Skåre. Wir folgen kreuzend dem Fahrwasser, als wir freies Wasser erreicht haben, fallen wir ab und folgen der Küste mit Kurs auf die weißen Mohlenköpfe des Falsterbo-Kanals. Vor der Einfahrt ankern wir kurz außerhalb des Fahrwassers und rüsten auf Motorbetrieb um. Wir folgen einem langsam, zu langsam fahrenden Dänen, mit dem Erfolg, dass die Brücke unmittelbar vor uns beiden zugeht. Nur weil wir ihm höflich den Vortritt lassen wollten also eine Stunde warten!

Nach dem Kanal ankern wir wieder und bauen den Motor ab. Weil wir in den in den Hafen von Klagshamn segeln wollen, setzen wir wegen der Sichtbehinderung nicht die unhandliche Genua, sondern die Fock 2. Um 16:00 machen wir im Hafen fest. Jan und Pillfip legen den Besan, weil die Flaggenleine im Top verklemmt ist.

Am nächsten Tag segeln wir entlang der Öresund-Brücke Richtung Dragør. Um 13:00 queren wir das Flintrinnen-Fahrwasser, kurz danach muss die Gastlandflagge gewechselt werden, wir verlassen Schweden. Vor dem Queren des Drogden-Fahrwassers müssen wir ein paar Wartekringel drehen, weil dicht hintereinander vier Frachtschiffe dem Fahrwasser folgen. Um 14:15 machen wir im Hafen von Dragør fest.

Am nächsten Morgen soll Fakse Ladeplats unser Ziel sein. Wir verlassen Dragør um 10:20, umrunden die Landspitze mit der Festung und tauschen die Fock gegen den Spi. Es folgen ca 15 sm unter Spinacker. Hier zeigt die PR, dass sie als Ketsch naturgemäß ein guter Raumschotläufer ist. Mitlaufende Boote bleiben achteraus, einer wirft zusätzlich die Maschine an, um uns neugierig in Augenschein zu nehmen.

Um 13:00 erreichen wir des Stevns-Leuchtfeuer und folgen dem Küstenverlauf. Der Wind dreht, so dass wir den Spi trotz Kursänderung noch stehen lassen können. In Höhe Højerup müssen wir den Spi bergen. Der Wind dreht weiter nach SW, wir müssen kreuzen. Als wir Rødvig passiert haben, baut sich in Richtung Fakse eine Gewitterwand auf und Donner ist zu hören, der Wind verschwindet ganz. Wir bergen die Segel, rüsten auf Motorbetrieb um und fliehen nach Rødvig. Der Hafen ist völlig überfüllt. Mit unserem kleinen Boot finden wir aber noch eine unattraktive Ecke im Fischereihafen.

30.07. Wir verlassen Rødvig unter Motor, weil der sehr schwache Wind genau aus Richtung Præstø, unserem nächsten Ziel, weht. Erst als wir nach ca. zwei Stunden die Tonne Stenrøsen im Blick haben, frischt der Westwind auf. Das hilft uns aber nicht weiter, weil das schmale Fahrwasser nach Præstø zum Kreuzen zu schmal ist. Wir folgen dem Tonnenstrich und machen um 14:15 im Segelclub von Præstø fest.

Chrissie und die Kleinen kommen mit dem Auto und können ihr Zelt inmitten von Optiseglern eines Trainingslagers aufbauen. Morgen steht der teilweise Mannschaftswechsel an. Jan und Lucia müssen nach Berlin, dafür kommen Karoline, Jannik, Elias und Nick. Nachts regnet und gewittert es viel. Am Morgen fährt Jochen Jan und Lucie zur 9:00 Fähre nach Gedser, wartet dort auf die 13:00 Fähre und bringt die Neuankömmlinge zur Peter Robert.

Nach der verregneten Nacht reißt es auf und es weht ein frischer Westwind, der uns am 01.08. durch das schmale Fahrwasser auf die Fakse-Bucht bläst. Von dort steuern wir in das Bøgestrøm-Fahrwasser, das wir kreuzend erobern. Um 14:30 passieren wir Nyord, um 15:20 unterqueren wir die Brücke über den Ulvsund. Wir folgen teilweise kreuzend dem Fahrwasser und machen um 17:00 in Skåningebro auf Bogø fest.

02.08. Weil wir längst am Steg liegen und der SW-Wind genau darauf steht, drehen wir die Peter Robert mit vereinten Kräften und langen Leinen, so dass der Bug seewärts zeigt. Um 12:15 legen wir ab, setzen zuerst die Fock, segeln uns von den Stegen frei, drehen kurz in den Wind und setzen das Groß. Um 12:45 haben wir die Brücke zwischen Seeland und Farø passiert. Wir kreuzen zur Storstrøm-Brücke und unterqueren sie um 13:45 steuerbord von der Hauptöffnung, weil wir zwischen Masnedø und der Insel Masnedø Kalv durchwollen.

Als wir Masnedø Kalv bereits hinter uns wähnen, haben wir um 14:00 eine weiche Grundberührung, können aber durch schnelle Gewichtsverlagerung und maximale Krängung direkt weitersegeln. Wir folgen der Knudskov-Landzunge. Durch mehrere schwarze Regenwolken aus verschiedenen Richtungen dreht der Wind mehrfach, so dass wir mehrere Schläge benötigen, um das Knudskoved Rev zu umrunden. Danach setzen wir Kurs auf Bisserup bis wir den Hafen auf 11,6° peilen. Dann steuern wir den Hafen an und machen um 18:15 fest. Die sehr nette Hafenmeisterin versorgt uns mit Lesestoff über die Geschichte Bisserups.

Dort verleben wir am 03.08. einen Hafentag, einige fahren nach Vordingborg, besichtigen die Burg und kaufen ein. Wir hoffen, am nächsten Tag die angekündigten NE-Winde nutzen zu können, um nach Onsevig segeln zu können. Doch es kommt ganz anders. Wir warten am nächsten Tag bis 13:00, doch es bleibt nahezu windstill.

Weil der Wetterbericht aber stürmische Winde mit Wellenhöhen bis 2,5m für die westliche und südliche Ostsee ansagt, beschließen wir Gedser durch den Guldborg Sund und nicht „links um Lolland herum“ zu erreichen. Deshalb geben wir Onsevig auf und starten unter Motor nach Kragenæs. Um 15:15 erreichen wir die Untiefentonne südwestlich von Vejø. Wir orientieren uns an der schwimmenden Fischzuchtanlage und als wir die rote Tonne am Stålgrund erreichen, setzt endlich der angekündigte NE-Wind mit Stärke 3 ein. Wir rüsten auf Segelbetrieb um und folgen dem Fahrwasser an einem Regattafeld vorbei bis zur Hafeneinfahrt. Während der gesamten Fahrt entwickeln sich in verschiedenen Richtungen Gewitterwolken, Donner ist zu hören aber alle Gewitter bleiben über Land. Um 17:00 machen wir in Kragenæs fest.

05.08. Wir rudern um 12:15 mit äußerster Anstrengung gegen den frischen Wind zur Hafenausfahrt. Dort lassen wir die eingebändselte Fock frei und nehmen unter gleichzeitigem rudern Fahrt durch die enge Ausfahrt auf. Draußen setzen wir Groß und Besan. Wir nehmen die 13 sm lange Strecke zum Femø Havn in Angriff. Als wir die Abdeckung von Fejø verlassen, nehmen Wind und Welle zu. Zuerst bergen wir den Besan, wenig später binden wir ein Reff ins Groß. Wir kreuzen den Femø Sund entlang, bis wir den Hafen in 096° peilen. Wir können diesen Kurs gerade so anliegen (mit ein bisschen „knautschen“). Wir drehen eine Runde in der Hafeneinfahrt. Wegen eines Festes ist der Hafen überfüllt. Wir gesellen uns zu den zahlreichen Ankerliegern vor dem Hafen: 14:40.

Am nächsten Tag segeln wir mit frischem NE nach Guldborg. Nach einer kurzen Warterunde unter Segeln vor der Brücke wird diese geöffnet (obwohl wir keine Signalflagge „N“ besitzen) und wir können um 12:15 im Hafen von Guldborg festmachen. Die nächste Station am 07.08. ist Nykøbing im Guldborgsund. Der frische NE weht uns schnell raumschots durch das schmale Fahrwasser und nach ca. 1,5 Stunden machen wir im Hafen fest. Genauso geht es am 08.08. nach Gedser. Langsam nähert sich die Reise dem Ende.

Am 09.08. gehen Karoline und Elias von Bord und fahren mit Chrissie im Auto nach Berlin. So sind wir auf der Überfahrt nur noch zu fünft. Eine Stunde vor Warnemünde überholt uns die Fähre mit unseren Leuten. Wir winken uns zu und erhalten schöne Fotos von der Fähre herab. Um 13:35 segeln wir in den Hafen Hohe Düne und machen gegenüber vom Kran fest. Wegen der Hansesail liegen schon einige interessante Schiffe im Hafen, die wir am Abend in Augenschein nehmen.

Wir können den Kutter Nobile (www.rennkutter-nobile.de) besichtigen. Am nächsten Morgen kommt Joscha mit dem VW-Bus. Wir laden die PR auf den Trailer und treten die Heimfahrt an.

Fazit: Insgesamt sind acht Jugendliche und ein Betreuer mit unterschiedlichen Fahrt-Anteilen beteiligt gewesen. Wir waren 20 Tage bei traumhaften Wetter unterwegs, davon drei Hafentage. Es wurden 311 sm zurückgelegt. Der direkte Weg ohne Kreuz betrug 284 sm, davon erzwungene 46 sm mit Motor.

Wir haben festgestellt, dass offensichtlich Fock + Maschine eine sehr beliebte Fortbewegungsart auf der Ostsee ist, warum auch immer. Des Weiteren werden segelnde Segler gerne von motorenden Seglern ignoriert, wenn es um Liegeplätze geht, aber gerne fotografiert, wenn man sie auf dem freien Wasser trifft.

Viele Häfen sind nicht mehr auf „Kleinsegler“ wie uns eingestellt, so sucht man oft vergeblich einen Wasserhahn, unter den man einen Kanister halten kann. Stattdessen muss man 100 oder 200 Liter Wasser kaufen.

Wir waren immer die „Exoten“, u.a. weil sich niemand vorstellen kann, wie bis zu acht Personen auf einem 9m Boot ohne Kajüte wohnen können. Weitere Fotos können auf der Jugendseite des SCF-H, www.peter-robert.de, betrachtet werden.

Jochen Haefke
jugendwart@scf-h.de